Regulierung des Kartoffelkäfers (<em>Leptinotarsa decemlineata</em> <em>Say</em>) mit biologischen Pflanzenschutzmitteln (Azadirachtin, <em>B.t.t.</em>, Pyrethrum, Spinosad) und deren Nebenwirkungen auf Blattlausprädatoren im ökologischen Kartoffelanbau

Autor/innen

  • Stefan Kühne Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Strategien und Folgenabschätzung im Pflanzenschutz, Kleinmachnow

DOI:

https://doi.org/10.5073/JfK.2010.09.03

Schlagworte:

Ökologischer Landbau, Pflanzenschutz, Kartoffelkäfer, Nützlinge, Spinosad, Neem, Bacillus thuringiensis, Pyrethrum

Abstract

Zur Regulierung des Kartoffelkäfers (Leptinotarsa decemlineata Say) im Ökologischen Landbau reichen oftmals die vorbeugenden Maßnahmen nicht aus, und nur die Anwendung z.B. von Pflanzenschutzmitteln kann die Ertragssicherheit gewährleisten. Ziel der auf einem nach EU-Ökorichtlinien zertifizierten Versuchsfeld durchgeführten Versuche war es deshalb, die dem Ökologischen Landbau zur Verfügung stehenden, biologischen Pflanzenschutzmittel hinsichtlich des optimalen Anwendungszeitpunktes, ihrer Wirkung auf den Schädling und Nebenwirkungen auf Nützlinge sowie deren Wirtschaftlichkeit zu untersuchen. Die Pflanzenschutzmittel Spruzit Neu (Pyrethrum, a.i. 4,59 g/l), Novodor FC (Bacillus thuringiensis var. tenebrionis (B.t.t.), a.i. 20 g/l), NeemAzal-T/S (Neem, a.i. 10 g/l) und SpinTor (Spinosad, a.i. 480 g/l) wurden in den Versuchsjahren von 2004 bis 2009 vergleichend auch in ihrer Kombination getestet. Die Ergebnisse dokumentieren, dass pyrethrumhaltige Präparate auch mit zweifacher Behandlung und verfeinerter Anwendungstechnik keine zufriedenstellende Wirkung mehr zeigen. Aufgrund wachsender Resistenzerscheinungen gegen diesen Wirkstoff wurde von einer Anwendung in Regionen mit intensivem Kartoffelanbau abgeraten. Auch eine einmalige Behandlung mit dem Bakterien­präparat (B.t.t.) oder dem Neem-Präparat NeemAzal T/S zeigte unzureichende Wirkungen bei hohem Schad­erregeraufkommen.

Sehr gute Erfolge erzielte die Kombination beider Präparate bei zeitversetztem Einsatz, insbesondere dann, wenn zuerst das Neem- und bis zu fünf Tagen später das Bakterienpräparat angewendet wurde. Dabei ließen sich die Aufwandmengen der Mittel sogar herabsetzen. Gleichzeitig wird mit dieser Vorgehensweise das Risiko der Ausbildung von Resistenzen gegen eines der Mittel reduziert. Eine Tankmischung aus Neem- und B.t.t.-Präparaten war der zeitversetzten Anwendung der Präparate jedoch unterlegen.

Es ist anzunehmen, dass in Zukunft das Pflanzenschutzmittel SpinTor (Spinosad), aufgrund der geringen Anwendungskosten, das bevorzugte Mittel zur Kartoffelkäferregulierung für die Landwirte sein wird. Auch unter den schwierigen Versuchsbedingungen im Jahr 2009 erzielte die einmalige Anwendung des Präparates Wirkungsgrade von über 80%. Aufgrund der möglichen Resistenzentwicklung ist aber auch hier ein jährlicher Wirkstoffwechsel unbedingt zu empfehlen.

Da die Mittel nur wenige Tage nach der Ausbringung wirksam bleiben, kommt der Festlegung des optimalen Anwendungszeitpunktes zentrale Bedeutung zu. Dabei kann die Anwendung des Prognosemodells SIMLEP3 herangezogen werden. Die erhobenen Boniturdaten stimmten mit den Prognosen des Simulationsmodells bis auf das Jahr 2009 sehr gut überein.

Das Auftreten von Blattlausprädatoren in Kartoffel­beständen ist vergleichsweise gering und wird über­wiegend durch Marienkäfer (Coccinellidae) bestimmt (> 90%). Zu den häufigsten Arten gehören der 7-Punkt Marienkäfer (Coccinella septempunctata L.) und der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis Pallas). Im Versuchsjahr 2008 konnte in allen Varianten, in denen Pflanzenschutzmittel angewendet wurden, im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle, eine steigende Anzahl an Nutzinsekten beobachtet werden. Die Ursache liegt im starken Blattverlust durch den Käferfraß in der unbe­handelten Variante, die immer weniger Lebensraum für die Blattläuse und deren Gegenspieler bot.

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Veröffentlicht

2010-09-01