Kupfer als Pflanzenschutzmittel unter besonderer Berücksichtigung des Ökologischen Landbaus

Autor/innen

  • Klaus-Peter Wilbois FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) Deutschland e.V., Frankfurt
  • Randolf Kauer Fachhochschule Wiesbaden, Wiesbaden
  • Beate Fader DLR Oppenheim, Oppenheim
  • Jutta Kienzle Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau e.V., Weinsberg
  • Philipp Haug Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau e.V., Weinsberg
  • …Andreas Fritzsche-Martin Naturland e.V., Gräfelfing
  • Norbert Drescher Bioland e.V., Mainz
  • Eckhard Reiners Bioland e.V., Mainz
  • Peter Röhrig Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V., Berlin

DOI:

https://doi.org/10.5073/JfK.2009.04.05

Schlagworte:

Ökologischer Landbau, Kupfer, Pflanzen­schutz

Abstract

In den vergangenen 15 bis 20 Jahren hat der Öko-Landbau erhebliche Anstrengungen sowohl bei der Suche nach Kupferalternativen im Pflanzenschutz als auch bei der Minimierung der eingesetzten Kupfermengen unternommen. Allerdings sind bislang und in naher Zukunft keine Präparate oder Verfahren in Sicht, die einen annährend gleichwertigen Ersatz für Kupfer darstellen könnten. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass ein gleichwertiger Ersatz nicht durch einen einzelnen Wirkstoff zu schaffen ist, wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass die betreffenden Schad­erreger innerhalb kurzer Zeit Resistenzen gegenüber einem solchen Wirkstoff bilden. Unbenommen von allen Schwierigkeiten muss aber die Erforschung von Kupferersatzstoffen und -verfahren forciert werden.

In der Vergangenheit hat der Öko-Landbau gezeigt, dass neue Möglichkeiten zur Reduktion von Kupfer im Pflanzenschutz wie der Anbau pilzwiderstandsfähiger Sorten, der Einsatz von verbesserten Prognosemodellen, das Vorkeimen der Saatkartoffeln, die Sortenwahl, neue Applikationstechniken sowie der kombinierte Einsatz von Tonerdenpräparaten schnell und erfolgreich im Sinne einer Einsatzminimierung von der Öko-Praxis übernommen wurden.

Die in den Untersuchungen und Modellen ermittelte akute und chronische Toxizität auf Bodenorganismen oder auf Vögel und Kleinsäuger deckt sich häufig nicht mit wissenschaftlichen Untersuchungen und Beobachtungen in der Praxis. Auch wird beispielsweise im Öko-Hopfenanbau, aber nicht nur dort, beobachtet, dass eine Anreicherung bei den im Öko-Anbau üblichen Kupferaufwandmengen und begleitenden Maßnahmen wie die Kompostierung und Verteilung von Hopfenhäcksel auf anderen Flächen sich häufig nicht zeigt. Daraus leiten sich Fragen ab, die es unbedingt wissenschaftlich zu untersuchen gilt.

Bei einem Verzicht auf Kupfer als Pflanzenschutzmittel im Öko-Anbau beim derzeitigen Stand der Technik und des Wissens sowie unter den hiesigen klimatischen Bedingungen wären, abhängig von der Kultur, hohe Ertrags- und Qualitätsausfälle bis hin zum Totalausfall unvermeidbar. Beispielsweise würden die nachgewiesenen Ausfälle im ökologischen Gemüse- und Zierpflanzenbau bei 10 bis 15 %, bei Öko-Kartoffeln im Schnitt bei etwa 15 bis 20 % und im ökologischen Hopfen-, Wein- und Obstbau bei ca. 50 bis 100 % liegen. Damit kommt der Möglichkeit, Kupfer als Pflanzenschutzmittel im Öko-Anbau einzusetzen, eine ernorm große wirtschaftliche Bedeutung zu. Aber auch im konventionellen Anbau, ist die Bedeutung von Kupfer als Mittel zur Resistenzvermeidung sehr hoch.

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Veröffentlicht

2009-04-01

Ausgabe

Rubrik

Übersichtsarbeit